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Määkuh

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„MÄÄKUH“–

SCHAUFENSTER – SCHAU

Wichtigste Fakten zum Kettenschleppschiff „K.B.K.S. Nr. V”/„Määkuh” und seine Rolle für Aschaffenburg
Die Kettenschiffe lösten auf flachen Flussgewässern das über 1000-jährige Treideln mit Pferdegespannen (z.T. auch mit Menschen) ab. Sie brachten mit dem Fahren entlang einer im Fluss verlegten Kette die Dampfkraft in neuer Form auf das Wasser – eine technische Revolution, auch bei der Energie-Ausbeute: Bis zu 90 % konnten in Zugkraft umgesetzt werden (rd. 25% beim Schaufelraddampfer), gut für 12 – 24 angehängte Lastkähne.
Aschaffenburg erlebte Kettenschiffe bereits ab 1886; sie kamen von der Mainzer Gesellschaft „AG Mainkette" und bedienten Schlepptransporte von Mainz bis Aschaffenburg, später für kurze Zeit auch bis Kitzingen. Danach übernahm Bayern die Main-Route ab Aschaffenburg in eigener Regie. Als sich die bayerische Regierung auf Drängen ihres Prinzregenten zu der Einführung der Kettenschifffahrt auf dem gesamten schiffbaren Main in mehreren Stufen bis Bamberg entschloss, war das Land der letzte Neueinsteiger in diese Schlepptechnik in Europa.
Dies hatte den Vorteil, dass man bei der Herstellwerft „Die Kette" in Dresden-Übigau so die technisch modernsten Kettenschlepper erhielt: Nach Vorgängermodellen mit Doppelrollen-Mechanik und reinem Ketten-Antrieb folgte auf der Elbe 1894 die 2. Generation mit der neuen Greifrad-Technik und der Umschaltmöglichkeit auf 2 Wasserstrahlturbinen, den ersten ihrer Art, heute Standard bei modernen Schiffsantrieben. Nach dem Prinzip wurde der Kettenschlepper „Gustav Zeuner" gebaut – mit ihm wurde das Fahren ohne Kette möglich.
Die zunächst georderten fünf „Määkühe" Nr. I bis V (Namensableitung von „Main" und „Kuh" wegen ihrer muhenden Dampfpfeife) gehörten der 3. Generation an. Bei ihr wurde der Dampfantrieb auf 3 Maschinen verteilt – eine für die Kette und je eine für jede der beiden Wasserstrahlturbinen. Das ermöglichte eine deutlich verbesserte Manövrierfähigkeit. Bei der 10 Jahre später georderten 2. Baureihe (Nr. VI bis VIII) konnte dank modernster Dampftechnik der Kohleverbrauch halbiert werden.
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Die Herstellart als „Bausätze” ab der Dresdner Werft führte dazu, dass alle 8 per Bahn angelieferten Kettenschiffe auf einer temporären Werftanlage in Aschaffenburg in der Nähe des Schlosses zusammen gebaut und dort zu Wasser gelassen wurden; ihr Herstellort und Heimathafen ist deshalb Aschaffenburg – eine wenig bekannte Tatsache. Der Transport der Bausätze erfolgte ab der bayrischen Landesgrenze mit der Königlich Bayerischen Staatsbahn, der Institution, der der Betrieb der Kettenschifffahrt angegliedert worden war. Anders als die deutschen Kettenschifffahrtsbetriebe auf den anderen Flüssen, die auf privatwirtschaftlicher Basis durch AG's erfolgten, war hier ein Staatsbetrieb eingesetzt worden. Dem entsprechend war die Betriebsausrichtung nur bedingt auf Kommerz und mehr auf wirtschaftlich-soziale Belange angelegt. Dies war wichtig, da durch die Direktverbindung der Bahn von Aschaffenburg nach Würzburg fast die gesamte Schifffahrt im Main-Viereck zum Erliegen gekommen war und durch die Kettenschifffahrt nun ihre Rettung erfuhr.

Die 8 Mainschiffe verrichteten ihre Aufgabe von 1899 bis 1927 wirtschaftlich zufrieden stellend, bis 1936 jedoch nur noch bedingt. Die zunehmende Flussregulierung mit größeren Wassertiefen sorgte für ihr Ende, das sich von Anfang an abgezeichnet hatte. Die Kettenschiffe waren auf einer Strecke von 311 km (Aschaffenburg – Bamberg) im Einsatz und fuhren dabei rd. 75 Ländeplätze an. Ihr Dauerliegeplatz lag nahe ihrer temporären Werftanlage im sog. Winterhafen unterhalb des Schlosses Johannisburg. Dort überwinterten sie und wurden gewartet und repariert. Eine weitere Reparaturwerft für Bodenausbesserungen wurde später unterhalb der Obernauer Straße (nahe WSA) gebaut und betrieben.

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Während die o.g. „Gustav Zeuner” das einzig verbliebene Schiff auf der Elbe ist (sie liegt seit 2010 in Magdeburg an Land), sorgte die Verschrottung eines zweiten Main-Kettendampfers in Würzburg dafür, dass die „Määkuh" nun das einzige Schiff dieser Art auf dem Main ist.
Der ehemalige Floßhafen sollte für sie auch die Endstation sein; da sie auf Dauer nicht mehr wassertauglich ist, wird für das Schiff deshalb ein ufernaher Land-Liegeplatz gesucht.
Der „Arbeitskreis Technikdenkmal Määkuh“ der Aschaffenburger Altstadtfreunde e.V. hatte sich vorgenommen, zum künftigen Liegeplatz für Klärung seitens der Stadt zu sorgen; auch bemühte er sich um alle regionalen und bundesweiten Institutionen, die das Projekt fördern könnten. Dazu gehören die bestehenden aktuellen Kontakte zu allen relevanten Technikmuseen, so auch zu den Verkehrsmuseen in Dresden (Standort der Werft) und Berlin (Spree-Kettenschifffahrt), dem Schifffahrtsmuseum Lauenburg (nahe der Endstation der Elb-Kettenschifffahrt in Hamburg) sowie dem Eisenbahnmuseum Nürnberg (mit dem Archiv der Königlich Bayerischen Staatsbahn).
Eine Kooperation mit der GISE, der Gesellschaft, die die „Gustav Zeuner" in 5-jähriger Arbeit komplett restauriert hat, führte dazu, dass dem Arbeitskreis von dort alle technischen Unterlagen sämtlicher Teile sowie die Dokumentation über den gesamten Aufbau zur Verfügung gestellt wurden.
Das Schiff bzw. sein Rumpf wartet derzeit auf Vorschläge für einen dauerhaften Liegeplatz.
Der Arbeitskreis hat inzwischen eine museale Ausstellungsschau erstellt, die mit ihren 30 Elementen einen kompakten Überblick über das gesamte „Määkuh-Geschehen“ auf dem Main gibt. Die Inhalte werden hier vorgestellt

(Verfasser Hans-Holger Frenzel, 12. Okt. 2023)

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